Das war die Möwe

Frohes Volk der Kastenwesen, in wenigen Tagen startet hier ein neues Bearbeitungsthema. Der feierliche Abschiedspost an die kleine Möwe hat einen gleichsam rückblickenden wie aufbrechenden Charakter. Und das geht so:

Ich sah in die Welt
und ich sah an mir hinab.
Ich merkte ich wollte fliegen
und war sogar dafür gedacht,
doch unter uns verschwiegen:
meine Flügel waren zu knapp,
ich war zu klein.

Dennoch will ich los,
dennoch will ich hoch hinauf,
mein Ziel sind die Wolken,
mein Weg der Wasserlauf
und alle die es schon mal wollten
wissen, man nimmt in Kauf –

Treppen sind zum Höhersteigen,
Alte auch, mit Moos.
Lang standen sie weiter links,
die Treter, und sie sind zu groß.
Am Anfang, ja da gings,
doch dann wurds katastroph –
Treppen sind zum Runterfallen.

Ja, ihr könnt mir glauben,
gestolpert bin ich bald
und mit dem Schnabel vorn
in einen Fahrradkorb geknallt.
Bewusstlos, holprig und verworren
über Äcker und Asphalt,
als Möwe im Fahrradkorb.

Auf nach Göteborg,
als Möwe im Fahrradkorb.
Auf nach irgendwo,
flügge werd ich sowieso.

Die blauen Kuppeln auf dem Dach der Welt
spiegeln den Verfall golden glanz-erhellt,
inmitten unseres groben ganzen Durcheinanders
um uns, in uns und auf den Kopf gestellt.

Auf nach Göteborg,
ein Flügelschlag und ich bin fort.
Auf ab in die Welt,
der Wind trägt mich –

Die Zeit reift so dahin,
fragt meinen Ahnen Quetzalcoatlus,
auch er lernte, wie ich, fliegen
und flog dann irgendwann auch wieder nicht mehr.
Die Zeit wird euch auch kriegen
und euren Liebsten fällt es schwer
‚Wohl denn’ zu sagen.

Auf nach Tübingen,
wie Lukas mit großen Schwingen.
Auf durch Prüfungen,
Vera, Stefan, euch wird’s gelingen.
Auf in ein neues Nest,
wie Nils hinterm Wald.
Auf nach Amerika
wie Diana.

Auf nach Göteborg,
ein Flügelschlag und ich bin fort.
Auf ab in die Welt,
der Wind trägt mich…